Crowdinvesting für die Beschaffung von Eigenkapital zu nutzen wird bereits von vielen internationalen Crowdinvesting Plattformen angeboten. Neben einigen britischen Plattformen verfolgt auch die finnische Crowdinvesting Plattform Invesdor da Modell des Equity Crowdfunding seit einigen Jahren mit großem Erfolg. Auch wenn dieses Crowdinvestin Modell in Österreich und Deutschland aktuell leider noch keine rechtliche Grundlage vorfindet, lässt das Ergebnis bereits interessante Erkenntnisse für die Zukunft ableiten.
Bei der Umfrage der finnischen online Crowdinvesting-Plattform Invesdor im Herbst 2017 (unter deren registrierten Nutzern) nahmen mehr als 800 Investoren aus Finnland teil.
Der Großteil der Befragten hat ebenfalls in Aktien börsennotierter Unternehmen und in Investmentfonds investiert. Im konkreten haben 75% der Befragten im vergangenen Jahr in börsennotierte Aktien investiert, 60% der befragten in Investmentfonds. Die geplanten Investitionen für das kommende Jahr 2018 ähneln dabei sehr denen des Vorjahres. Männer bevorzugten es, direkt in börsennotierte Aktien zu investieren, während sich Frauen häufiger für Investmentfonds entschieden.
An dritter Stelle stand bei den Befragten Aktien nicht börsennotierter Unternehmen, in die 56% der Befragten im vergangenen Jahr investiert hatten. Insgesamt hatten 61% der Befragten Online-Investitionsplattformen ausprobiert und 24% waren an daran interessiert eine solche auszuprobieren.
Konsumtrends spiegeln sich in Investitionen wieder
Die Top-Motive für Investitionen in nicht börsennotierte Unternehmen waren Renditen, Werte und Erfahrungen.
Viele Investoren wollen Teil einer Innovation sein, einer Geschäftsidee helfen, die ihren Werten entspricht, oder bestimmte Unternehmer oder ihr Heimatland unterstützen. Begeisterung ist auch ein starkes Motiv: Investoren sind sich großteils der hohen Risiken nicht börsennotierter Aktien bewusst, lassen sich aber auch von Chance auf hohe Renditen überzeugen.
Die Befragten waren auch von der Wachstumsphase nicht börsennotierter Unternehmen begeistert: Durch einen frühen Einstieg als Investor kann Einfluss auf das Wachstum des Unternehmens genommen werden, sowie Informationen über den zugrundeliegenden Sektor gewonnen werden. Als weiterer Mehrwert wurde auch die direkte Kommunikation mit der Unternehmensleitung berichtet.
"Die Teilnehmer unserer Umfrage sind sehr erfahrene Anleger, die wissen, was sie tun und die bereit sind, sich für eine langfristige Anlage zu engagieren. Sie verstehen auch das Verhältnis zwischen Risiko und Ertrag einer Investition. Erfahrung und wertegetriebener Konsum liegen seit langem im Trend. Online-Investmentplattformen ermöglichen dies nun auch bei Investitionen in nicht börsennotierte Unternehmen zu berücksichtigen", kommentiert Invesdor-CEO Lasse Mäkelä.
Die Umfrage wurde per E-Mail im August-September 2017 durchgeführt. Die Umfrage erhielt Antworten von 892 Investoren aus dem Kundenregister von Invesdor. Die Umfrage wurde von Mailand Communications Oy für Invesdor durchgeführt.
Parallelen zwischen Crowd- und Angel Investoren
Anna Lukkarinen forscht an der Aalto University School of Business in Helsinki an der Erforschung von Equity Crowdfunding. Sie stimmt den Ergebnissen von Invesdors Umfrage zu.
Motive der meisten Crowdfunding-Investoren gehen über den Wunsch nach Rendite hinaus
"Einzelpersonen, die durch Eigenkapital Crowdfunding investiert haben, haben typischerweise auch Erfahrung in der Anlage an den Aktienmärkten und in Investmentfonds. Sie sind in der Regel hochgebildet und im Durchschnitt über 40 Jahre alt. Trotz dieses soliden Hintergrunds gehen die Motive der meisten Crowdfunding-Investoren über den Wunsch nach Rendite hinaus", sagt Anna Lukkarinen.
"Sie wollen Teil des Phänomens sein, das das Unternehmen repräsentiert und den Unternehmer unterstützen. In diesem Sinne könnte eine Parallele zu Business Angels gezogen werden, die zweifellos durch finanzielle Renditen motiviert sind, aber auch durch den Wunsch, Unternehmen beim Wachstum zu unterstützen und ihr Know-how mit Unternehmern zu teilen ", so Lukkarinen weiter.
Es bleibt abzuwarten, wann Equity Crowdfunding auch im deutschsprachigen Raum einen rechtlichen Rahmen vorfindet. Einen ersten Schritt in die richtige Richtung könnte der aktuelle Boom im Bereich der Krypto-Währungen und den daraus entstandenen ICOs bringen. Die österreichische Crowdinvesting-Plattform CONDA ist hier bereits drauf und dran einen ersten CROWD-TOKEN zu begeben. Dies könnte ein Startschuss für Equity Crowdfunding in Österreich sein.